DIE VERGESSENE NACHT

Das bin ich irgendwann Ende der 80er Jahre. Damals arbeitete ich beim DDR-Jugendsender DT64 und moderierte in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990. Das hatte ich völlig vergessen, bis mich vor kurzem ein Kollege vom MDR daran erinnerte. Er hatte die Sendung damals gehört und mir jetzt freundlicherweise sogar den Mitschnitt besorgt. Als ich den hörte, fiel mir alles wieder ein:
Wie schwierig es war, weil ich mit dem Gedanken, zum „glücklichsten Volk der Welt“ zu gehören, nichts anfangen konnte. Wie aufgeregt ich war, weil ich nicht wusste, ob und wie ich das zeigen kann. Wie ich versucht habe, die beiden Nationalhymnen nach dem Zeitzeichen um Mitternacht zu einer Kakophonie zu mischen (was leider nicht gut klappte). Wie ich danach Musik spielen wollte, die anders klingt als der Soundtrack zu diesem sehr deutschen Ereignis. Wie SANDOW wussten, was zu tun war und wie ich schließlich wusste, dass in so eine Nacht die ganze Welt gehörte.

Ab 16. November 2025 gibt es ein Stück über DT64 im Theater an der Parkaue, in dem die Geschichte vor und nach dieser Nacht erzählt wird.

LANGE NICHTS MEHR …

… reingeklebt hier. Deshalb hier jetzt die letzten sechs Monate im Schnelldurchlauf, aber Obacht: Im Rückspiegel können Dinge größer erscheinen, als sie sind. Und umgekehrt.

DER ANFANG UND DAS ENDE VON ETWAS

Das ist ein Mann. Er sitzt im Zirkus und verliebt sich in die Schlangenfrau Magda. Jeden Tag geht er in ihre Vorstellung, bis sie sich eines Tages so sehr in ihrem Körper verknotet, dass sie sich nicht mehr befreien kann. Der Mann eilt ihr zur Hilfe und rettet ihr das Leben. Das Publikum applaudiert. Eine Sensation, über die die Zeitungen schreiben. Der Zirkusdirektor macht daraus eine Shownummer und engagiert den Mann, damit er der Schlangenfrau von nun an jeden Tag das Leben rette. Ein großer Erfolg. Und das Ende einer Illusion.
Dieser Trickfilm von Chel White basiert auf einer Geschichte, die der Radiomoderator Joe Frank in einer seiner legendären Shows erzählte (hier im Off zu hören). Joe Frank bediente sich bei seinen Radiogeschichten oft der Stream of Consciousness-Methode. Einer seiner Geschichten begann mit den Sätzen: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nicht wirklich existiere. Dass ich eine Figur im Roman von jemand anderem bin, und dass der an seinem Schreibtisch sitzt und sich mit dem Material meiner Geschichte beschäftigt. Aber er ist ja auch nur eine Figur im Roman eines anderen.“


Weiterführende Informationen:
Joe Franks Webseite

SCHREIBMASCHINENKUNST

Das ist eine Schreibmaschine. Sieht aus wie eine Zeichnung, ist aber das Werk einer Schreibmaschine beziehungsweise ihres Besitzers James Cook. Der englische Künstler erstellt auf faszinierende Weise Bilder von Dingen, Landschaften, Architektur und Menschen aus den Buchstaben und Zeichen der Schreibmaschinentastatur. Erstaunlich und erstaunlich schön.